IM GESPRÄCH
AUF EINEN DRINK IM PARK HOTEL MIT GASTGEBER PHIL PORTER
Guten Abend Herr Porter. Welchen Drink würden Sie mir zum Gespräch empfehlen?
Vielen Dank Madame, ich freue mich sehr. Wie wäre es mit einem »Rum Old Fashioned?«
Ich habe gelesen, Sie würden vor einer Show gar keinen Alkohol trinken?
Wir sind ja auch schon mittendrin. Ich trinke nur bei der Arbeit.
Und im Privaten? Tee? Sind Sie außerhalb der Show ein Spießer?
Das Private ist doch die schönste Form der Rebellion! Wer von sich behaupten kann, Privatleben genießen zu dürfen, geht gegen die Losung des Social-Media-Zeitalters auf die Barrikaden. Spießer sind Rebellen!
Dann sind Sie also kein Rebell?
Ich lebe mein intimes und drastisches Privatleben in der Öffentlichkeit aus und schauspielere dann lieber daheim. Jeder in meinem Umfeld glaubt, dass ich gerne in Wollsocken trage. Früchte-Tee trinke, Hunde-Tricks absolut faszinierend finde und dass ich nur noch dann erblühe, wenn Sport-Idole meinen kuriosen und nicht berechtigten Ansprüchen gerecht werden.
Das hört sich traurig an.
Andersherum wäre jemand wie ich nicht gesellschaftsfähig.
Das müssen Sie mir erklären.
Stellen Sie sich vor: Ich würde mich morgens beim Bäcker ausziehen, bevor ich mit einer Rentnerin und dem Verkäufer um Baguette und Brot spiele, während ich zwischendrin Songs von Weill und Brecht darbiete. Auf der Bühne trinke ich dann Früchte-Tee. Das wäre für mich famos – funktioniert aber im Regelfall nicht. Alles, was für mich heiter und lustig ist, mache ich auf der Bühne und nicht im Privaten.
Heiterkeit gibt es also nur auf der Bühne. Sind Sie einsam?
Ein kurzer Blick in den Spiegel genügt mir meistens schon, um zu erkennen, dass ich nicht vollkommen allein bin.
Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?
Mit einem Leerzeichen und einem Absatz, um die Wirkung zu entfalten.
Ist Humor eine Form der Rebellion?
Entschieden: Ja! Humor ist der Blick durch das Schlüsselloch einer verbotenen Tür. Ab und an ein heiterer Gedanke ist lebensnotwendig, um auch auf lange Sicht depressiv zu sein. Würden wir die Welt in einem Gleichnis verrechnen können, wäre der Humor jener wichtige Teil, der sie aufwiegen kann.
Dann ist »La Rebelión ein Gegenentwurf zur Weltordnung?
Eine Rebellion wird getragen von Empörung und Aufstand – also recht radikal, weil man keinen anderen Ausweg sieht. Die Welt selbst ist radikaler und populistischer denn je. Mit »La Rebelión« setzen wir dem Zeitgeist etwas ebenso obszönes entgegen und bieten einen Abend für die Vielfalt und für den Genuss einer offenen Gesellschaft. In guter Gesellschaft für die gute Gesellschaft, sozusagen.
»Die Corsage trage ich drunter, wenn ich im Alltag nicht schon genügend eingebunden bin«
Das klingt eher idealistisch als unterhaltend.
Ideale können sehr unterhaltend sein, wenn man selbst welche hat. Andernfalls fühlt man sich schnell angegriffen. Humor und Unterhaltung lebt von der Fallhöhe und wenn Sie so wollen, sind wir in diesem Bild der Gipfel der Abendunterhaltung in Bremen – haben aber auch kein Problem, mal ins kalte Wasser zu springen. Haben Sie gerade zufällig Ihre Schwimmgarderobe parat?
Ich bade nackt.
Viva la Rebelión!
Was trägt man eigentlich zur Rebelión?
Dasselbe wie im Alltag: Perlenketten, dramatische Roben, Corsagen…
Sie tragen selten Corsagen, sondern immer maßgeschneiderte Anzüge…
Die Corsage trage ich drunter, wenn ich im Alltag nicht schon genügend eingebunden bin. Im Ernst: Zu unseren Nächten im Park Hotel gibt es immer einen passenden Dresscode zum Thema. Mit eleganter Abendgarderobe liegt man aber nie falsch. Ich bin sowieso der festen Überzeugung, dass sich Abendgarderobe auch im Alltäglichen ganz wunderbar macht. Mit unserer Veranstaltung kämpfen wir gewissermaßen auch für mehr Ästhetik auf Bremer Straßen!
Sportswear ist für Sie eine Mode-Erscheinung?
Nein, Schönheit ist eine Mode-Erscheinung. Und wenn man, wie ich, ständig von Schönheit auf der Bühne erzählen darf, muss ich auch versuchen, ihr gerecht zu werden. Die Nacht macht bei unserem roten Licht aus Schönheit schließlich Sinnlichkeit. Und wer will nicht begehrt werden an diesem Abend?
Was sollte man zur Show außer Ideale und Schönheit noch mitbringen?
Einen Hauch von Eitelkeit, Träumereien… Die Lust auf Skandale, ein Bedürfnis nach Eleganz, Tanz und ausschweifender Theatralik, einen Flachmann, um heimlich unter dem Tisch zu trinken, ein gültiges Ticket und einen gelben Schein für den Arbeitgeber, falls man Samstags arbeiten muss.
Und keinesfalls?
Die Partnerin oder den Partner oder den Arbeitgeber.
Was werden Sie keinesfalls zur nächsten Show im Park Hotel mitbringen?
Eine Affäre, die bei einer anderen Hotelkette arbeitet.
Vielen Dank für Ihre Zeit.
Es war mir ein Fest. Cheers!